Klaus Bürgle
Bürgle-Ausstellung "Zurück in die Zukunft":

Vom 19. Februar - 25. April 2010 fand im Schloß Filseck bei Göppingen eine von der Kunsthalle Göppingen veranstaltete Ausstellung über das Werk von Klaus Bürgle statt.

Das Plakat zur Ausstellung kann direkt bei der Kunsthalle bestellt werden (s.u.)  


Klaus Bürgle bei der Eröffnung der Ausstellung in Filseck
Klaus Bürgle bei der Eröffnung der Ausstellung im Schloß Filseck, 19.2.2010 (Foto: Hans Steinherr)

Vorwort zum Ausstellungskatalog

Klaus Bürgle - eine Wiederentdeckung

Ab 1949 werden seine farbigen Weltraumzeichnungen publiziert, zuerst in dem legendären Jahrbuch "Das Neue Universum" (1880 - 2002), dann in "Bild der Wissenschaft", in "Hobby" - alle diese Zeitschriften erscheinen in den großen Jugendbuchverlagen in Stuttgart. Klaus Bürgle erfindet Bilder für die Naturwissenschaften, für die Weltraumforschung, für die Entwicklungen der Ingenieure. Andere Zeitschriften kommen hinzu, Jugendbücher, TV-Sendungen von Heinz Haber (1913-1990) und vieles andere mehr. Wie nur wenige Illustratoren zeichnet ihn die Fähigkeit aus, Entwicklungen und Visionen der Technik in bildhafte Vorstellungen zu übersetzen, die gerade erst im Werden begriffen sind und gerade deshalb so faszinierend wirken, weil in seinen Bildern zeichnerische Präzision und Vorstellungsvermögen, wissenschaftliches Wissen und vorausschauende Phantasie zusammen gehen.

Die Zeichnungen Klaus Bürgles sind Illustrationen, gedruckt und eng verknüpft mit naturwissenschaftlichen Texten, mit Wissensvermittlung und besonders mit den Visionen der Weltraumforschung und ihren technischen Entwicklungen. Die genannten Zeitschriften, die Bücher eines Wernher von Braun in den 1950er Jahren und die TV-Sendungen von und mit dem "Fernseh-Professor" Heinz Haber in den 1960er und 1970er Jahren wandten sich an ein junges Publikum. Sie waren Teil einer bis dahin beispiellosen Bildungsoffensive und Popularisierung der Naturwissenschaften und der technischen Entwicklungen in den USA und in Westeuropa, die sich auch mit dem Wirtschaftswunder in der Bundesrepublik Deutschland verbindet. Der Wettlauf der Supermächte um den Weltraum bilden dafür den Hintergrund, das Wettrüsten, die Eroberung der Erde und ihrer Bodenschätze, die Erforschung der Geschichte und des Menschen, verbunden mit einer immer schnelleren und fantastischen Entwicklung der technischen Möglichkeiten. All das hat Klaus Bürgle in unzähligen Illustrationen sichtbar, vorstellbar und zu einem breiten Wissen gemacht. Er verstand sich vor allem anderen den Wissenschaften verpflichtet, in ihrem Auftrag und für ihre wissenschaftsjournalistische Verbreitung war seine Aufgabe die Verbindung von Wissen und Imagination.

Diese Bilder Klaus Bürgles sind heute ein faszinierendes Stück Geschichte des 20. Jahrhunderts. Nicht nur weil die Hardware und Software des Computers seit den 1980er Jahren virtuelle Welten mit ganz anderen Mitteln ermöglichen und Sciencefiction- und Fantasy-Visionen mit ganz anderen Perspektiven und Inhalten schaffen.

Die Interessen und Werte haben sich gewandelt. Manches ist in Erfüllung gegangen, manchmal erstaunlich nah zu dem, was in den Bildern zu entdecken ist. Am 20.7.1969 betraten im Zuge der Mission Apollo 11 die ersten Menschen den Mond. Teleskope haben den sichtbaren Horizont weit ins Weltall geschoben. Aus den politischen Diskussionen der 1970er Jahre entwickelt sich in den 1980er Jahren die ökologische Bewegung, sie hat die Werte und die Interessen der technischen wie der sozialen Entwicklung nachhaltig verändert. Mit 1989 endet das ideologische wie das technische Wettrüsten der Supermächte USA und UdSSR. Heute könnten wir erneut und mit anderen Vorgaben im Sinne Georg Pichts über eine "Bildungskatastrophe" und seine damit verbundene These diskutieren: "Die Vernunft kann die Wahrheit, die für sie konstitutiv ist, nur erkennen, indem sie die Zukunft antizipiert." (Georg Picht 1964).

In den 1980er Jahren verändern sich auch für den Grafiker/Illustrator Klaus Bürgle die Perspektiven. Schon immer ist er von Autos fasziniert. Er zeichnet ihr modernes Design, ihre Form, er portraitiert ihr Gesicht und ihre Erscheinung, den Ausdruck von Schnelligkeit, Power, Eleganz und - Modernität. Serien von Sportwagen entstehen, zunehmend rücken Oldtimer ins Zentrum seiner Bilder. Seine Darstellungen verkörpern den Mythos legendärer Autos, den die Fotografie nicht auszudrücken vermag. Diesem Sujet gilt der zweite Teil der Ausstellung: die ersten motorisierten Wagen von Daimler-Benz, Klassiker, Rennwagen von Bugatti, Aston Martin ... entweder als außerordentliche Objekte freigestellt oder in stimmungsvollem Ambiente.

Warum die Zeichnung? Die Fotografie war doch schon weit entwickelt und längst Allgemeingut. Zeichnen ist ein anderes Sehen, ist aufmerksames Betrachten und Übersetzen ins Bild, oft während vieler Stunden. Vor allem ist Zeichnen neben der Betrachtung des Gegenstandes auch Imagination, Vorstellungsvermögen. Gerade in den ersten Jahren war der zeichnende Illustrator gefragt für alles, was man nicht fotografieren konnte, was erst noch vorzustellen war, wozu es wissenschaftlicher Fantasie bedurfte. Staunend nehmen wir zur Kenntnis, dass in der zweiten Hälfte der 1970er Jahre Zeiss (Oberkochen) und das Planetarium in Stuttgart die 360º-Rundumprojektionen von Mond, Mars und Jupiter sowie die Panoramen von Stuttgart bei Tag und bei Nacht bei Klaus Bürgle als farbige Zeichnungen in Auftrag geben.

Klaus Bürgle lebt seit über 70 Jahren in Göppingen. Hier fing alles an. Von hier aus, an einem kleinen Arbeitstisch zeichnete er Bilder, die den Weltraum, die unzähligen Wunderwerken der Technik, der Naturwissenschaften, der Geschichte zum Gegenstand haben, die die schönsten und aufregendsten Automobile betrachten. Welch ein Horizont!

Und dabei streifen wir nur zwei Felder des Schaffens von Klaus Bürgle. Zu entdecken sind seine Arbeiten als Gebrauchsgrafiker für die Industrie, von der Wortmarke über Prospektgestaltung bis zum Produktdesign. Klaus Bürgle gewährte mir Einblicke in ein Konvolut von Collagen (seit 1950), und ich weiß von experimentellen Filmen. Klaus Bürgle hat leidenschaftlich Filmkameras und Fotoapparate gesammelt, er hat selbst fotografiert und gefilmt und mit den Möglichkeiten dieser Medien experimentiert.

Die Ausstellung und diese Publikation zeigen eine Reihe erhaltener Originalzeichnungen. Viel ist verloren gegangen und in Archiven verschwunden, weil die Zeichnungen in der gedruckten Publikation ihre Erfüllung fanden, ihnen selbst jedoch kein eigentlich künstlerischer Wert und keine besondere Aura zugemessen wurde. Dieser Aspekt neuer ästhetischer Aufmerksamkeit für die originalen farbigen Zeichnungen, wie sie Klaus Bürgle selbst nennt, wird hier erneut zur Diskussion gestellt.

Ich habe vielen zu danken, in erster Linie Klaus Bürgle selbst, der im hohen Alter immer ein zugewandter und liebenswert offener Gesprächspartner ist, sowie seiner Frau, die viel mit erlebt hat und miterinnert in einem langen gemeinsamen Leben. Klaus Heider ist für dieses Projekt ein kaum zu unterschätzender Motor hinter den Kulissen, voller Wissen um Zusammenhänge und Bezüge und vor allem ein gemeinsamer Freund. Von Ralf Bülow (Berlin), Michael Peters (Kürten) und Tommy Laeng (München) erhielt ich unzählige Hinweise und Informationen, so dass mir klar wurde, dass wir erst am Anfang stehen, wollten wir das Werk von Klaus Bürgle erfassen und erforschen. Mit großem Respekt verweise ich auf Alexander Roob, der mit seinen Publikationen und der Forschung an seinem Melton Prior Institute for reportage drawing meine Aufmerksamkeit und mein Interesse für Illustrationsgrafik und deren Bedeutung geweckt und befördert hat. Annett Reckert danke ich für viele Gespräche um die Sache, um die Bilder, mit denen wir uns beschäftigen, um die Texte, die jeder von uns schreibt. Ich selbst fühle mich daran erinnert, dass ich zu Abiturszeiten auch einmal Ingenieur werden wollte, fasziniert von den Artikeln und Bildern in "Bild der Wissenschaft" und in "Das Neue Universum", bis ein beherzter und aufmerksamer Berufsberater mir die Augen öffnete für meine wirklichen Interessen, für das Abenteuer Kunst, die Lust an Bildern, die kritische Geistesgegenwart im Schreiben und Lesen.

Ich danke meinem Team von Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen in dem Wissen darum, wie wertvoll und unverzichtbar ihre Beiträge in der Kunsthalle Göppingen und zu diesem Projekt sind.

Werner Meyer

Kunsthalle Göppingen

 

Bürgle-Ausstellung "Zurück in die Zukunft":

Vom 19. Februar - 25. April 2010 fand im Schloß Filseck bei Göppingen eine von der Kunsthalle Göppingen veranstaltete Ausstellung über das Werk von Klaus Bürgle statt.
 
Ausstellungsplakat


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